Die politische Linke ist verständlicherweise skeptisch, was die Nutzung Sozialer Medien betrifft. Internetkonzerne verdienen Milliarden mit der Inwertsetzung von Emotionen und speichern dabei persönliche Informationen, die neben persönlichem Konsumverhalten auch politische Einstellungen umfassen. Längst werden die aus den sozialen Netzwerken gewonnenen Informationen auch systematisch in Wahlkämpfen eingesetzt und über Bot-Netzwerke verbreitet. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Beispielen für die erfolgreiche kritische Nutzung von Sozialen Medien von politischen Bewegungen. Regierungen haben als Antwort auf Proteste zu drastischen Mitteln gegriffen, im Iran auch schon zu einer Abschaltung des gesamten Internets.
Eine der bedeutendsten Plattformen der Sozialen Medien ist YouTube. Hierfür wird täglich eine kaum zu überschauende Menge an Kanälen und Videos produziert. Die öffentliche Diskussion weist häufig auf die Gefahren durch rassistische, antisemitische, antifeministische und verschwörungstheoretische Inhalte auf YouTube hin, tatsächlich ist die politische Rechte in diesem Netzwerk stark vertreten, doch die Mehrzahl der Formate ist eher auf Musik, Sport und Lifestyle-Themen ausgerichtet. Die Bedeutung von YouTube für die öffentliche Meinungsbildung hat der YouTuber Rezo im Vorfeld des Europawahlkampfes 2019 eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Während in der Bundesrepublik dezidiert linke YouTuber*innen eher selten sind, hat sich in den USA und Großbritannien eine Vielzahl innovativer Persönlichkeiten etabliert und haben sich linke bzw. radikal linke Formate erfolgreich entwickelt.
Für die Rosa-Luxemburg-Stiftung ist dies ein Anlass, die vorliegende Studie zu publizieren, die linke politische Influencer*innen im englisch- und deutschsprachigen Raum untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse können hilfreich für die Entwicklung neuer linker Formate sowie für die politische Bildungsarbeit hierzulande sein.