Stuart Hall gilt wie kein anderer als das Gesicht der «Cultural Studies».
Er hat mit seinen theoretischen Analysen Spuren in einem breiten Spektrum von Feldern hinterlassen, wie der Medien-, der Rassismus- und der Ideologietheorie. Er gilt als Stichwortgeber für den Postkolonialismus und als Streiter für einen «Marxismus ohne Gewähr».
Früh hat er den Umbau des Kapitalismus durch den aufkommenden Neoliberalismus einer kritischen Analyse unterzogen. Gesellschaftskritik soll sich nach seiner Auffassung Marx‘sche Erkenntnisse nutzbar machen, aber dogmatischen Engführungen ausweichen, indem sie Schwachpunkt offen benennt und bearbeitet und sich für Impulse aus anderen Ansätzen öffnet. Und sie soll eingreifend ausgerichtet sein, damit sie ihrem selbst gesetzten Anspruch auch gerecht wird, einen Beitrag zur Weltveränderung zu leisten.
Aktueller kann ein Verständnis von kritischer Theorie wahrscheinlich kaum sein. Hall rückt das gesellschaftliche Ganze in den Blick, bringt »die gelebte Erfahrung von Individuen und sozialen Gruppen mit gesellschaftlichen Prozessen, Diskursen und Kämpfen in Zusammenhang« und analysiert deren Vermittlung. Die Kategorie der Hegemonie erweist sich für eine solche Analyse gesellschaftlicher Kämpfe und politischer Konjunkturen als unverzichtbares Instrument. Seine Beiträge zum Verständnis des „autoritären Populismus“ schon zu Zeiten des Thatcherismus sind heute noch immer aktuell.
Viele seiner Texte sind auf deutsch im Argument-Verlag erscheinen. Z.B. der Text „Ideologie und Ökonomie. Marxismus ohne Gewähr“.