Krise heißt Entscheidungssituation und Entscheidungen erfordern Debatten. Hans-Jürgen Urban gelang es 2009 mit dem Text Die Mosaik-Linke eine Diskussion anzustoßen, die mit dem Anspruch verbunden ist, das Verhältnis von Parteien, Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und radikalen Linken neu auszuloten. Unentschieden ist noch, was genau unter einer Mosaik-Linken zu verstehen wäre. Urban spricht von einer „Sammlung“ kritischer Kräfte bei gleichzeitiger „Autonomie der Kooperierenden“, „denn wie ein Mosaik seine Ausstrahlungskraft als Gesamtkunstwerk entfaltet, obwohl seine Einzelteile als solche erkennbar bleiben, könnte eine neu gegründete Linke als heterogener Kollektivakteur wahrgenommen werden“ (Urban 2009: 78). Sein Paradigma lautet: „Neue Strategien brauchen neue Begriffe“ (ebd. 76).
Allerdings erweist sich das Mosaik bisher weniger als Denkfigur, um eine Strategie zu begreifen, sondern vielmehr als ein Platzhalter, der von verschiedenen Seiten mit Inhalt gefüllt wird. Die angestellten Überlegungen reproduzieren dabei oftmals ein eingefahrenes, eindimensionales und instrumentelles Politikverständnis: Parteien repräsentieren, Gewerkschaften organisieren, Bewegungen protestieren und Radikale kritisieren. Nicht ein veränderter Umgang mit der linken Arbeitsteilung steht im Mittelpunkt, sondern gemeinsame Interessen werden als Kitt eines möglichen Mosaiks angegeben. Demnach „hätte sich die Mosaik-Linke wohl als Interaktion all jener Akteure zu bilden, deren Interessen durch die finanzkapitalistische Krise […] unter die Räder zu geraten drohen“ (Urban 2010: 24).